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Die (für uns) klügsten und wichtigsten Sätze von Professor Tariq Ramadan aus einem Interview mit ZEIT-ONLINE

6. Dezember 2010

Tariq Ramadan, ein Schweizer Islamwissenschaftler und Publizist ägyptischer Herkunft, über die Kunst, zugleich Muslim und Europäer zu sein
© Jean Sebastien Evrard/AFP/Getty Images

Muslimischer Intellektueller: Tariq Ramadan in Oxford

DIE ZEIT: Professor Ramadan, in Europa macht sich eine Stimmung gegen den Islam breit. Minarette, Burkas und Kopftücher werden verboten. Deutschland debattiert über integrationsunwillige Muslime. Seit Jahren leben wir mit der Terrordrohung im Namen des Islams.

Ramadan: Wir haben zwei Problemgruppen: die kleine Minderheit von Ultrakonservativen, die so genannten Salafiten, und schließlich diejenigen, die Gewalt religiös rechtfertigen. Ich kämpfe gegen beide.

Die Muslime müssen aufhören, die westlichen Gesellschaften für alle Übel verantwortlich zu machen. Kompromittieren wir unsere Religion, wenn wir uns verwestlichen? Ich sage, dass es keinen Glauben ohne Entwicklung gibt.

ZEIT: Muslime bilden schon die Mehrheit in vielen Vierteln. Aber sie verharren in einer Minderheitenhaltung.

Ramadan: Diese Mentalität muss überwunden werden. So stellt man sich selbst an den Rand der Gesellschaft. Ein deutscher Muslim soll sich nicht nur für den Islam zuständig fühlen. Was immer dein Land bewegt, ist als deutscher Muslim deine Sache: Bildungsfragen, Arbeitsmarktpolitik, Literatur.

Darum brauchen wir eine intellektuelle Revolution unter den europäischen Muslimen. Sie fängt mit einer anderen Haltung zu dem Land an, in dem man lebt: Dies ist nicht das Gastgeberland. Sie handeln nicht wie aktive, verantwortliche Bürger.

Zu sagen, der Multikulturalismus sei gescheitert, wie Frau Merkel das getan hat, sendet eine Botschaft an die Muslime: Ihr gehört nicht zu uns. Das ist gefährlich.

ZEIT: In vielen Ländern mit islamischer Mehrheit werden Andersgläubige unterdrückt. Warum hat der Islam Probleme mit dem Pluralismus?

Ramadan: Die Muslime müssen sich fragen, wie sie in einer offenen Welt leben wollen. Sie müssen eine Philosophie des Pluralismus entwickeln. Für den Einzelnen heißt das: Welchen Status haben jene, die nicht meine Überzeugungen teilen? Sind sie Ansporn, mich selbst zu verbessern? Oder nur Objekte der Mission, potenzielle Konvertiten?

ZEIT: Lässt sich eine pluralistische Gesellschaft aus dem Islam heraus begründen? Oder ist Pluralismus immer nur solange gut, wie Muslime herrschen?

Ramadan: Im Koran heißt es, wenn Gott gewollt hätte, hätte er alle Menschen zu Gläubigen gemacht. Wie kann es also unser Recht sein, den Glauben anderen aufzuzwingen? Das ist verboten.

ZEIT: Es gibt kaum Frauen, die für den Islam sprechen. Und die Männer beschäftigen sich viel damit, die Freiheit der Frau einzuschränken.

Ramadan: Das ist leider so. Wir brauchen einen islamischen Diskurs über die weibliche Autonomie. Das müssen die Frauen selber leisten. (Anmerkung der OPD: Die Politik muss entschlossener durchgreifen! Männliche Muslime haben Frauen zu achten, wenn sie in Deutschland leben wollen! Ein islamischer Diskurs über die weibliche Autonomie muss von den Männern ausgehen, weil sie leider die Meinungsführer, die Machthaber in den meisten muslimischen Familien sind!)

Das Gespräch führte Jörg Lau

(Hervorhebungen von uns + gekürzt)

OPD-Kommentar: Unser gesunder Menschenverstand hat uns bisher nicht getäuscht, wenn wir uns die Sichtweisen eines kritischen Islamwissenschaftlers und Oxford-Gaststipendiat so ansehen. Auch wir kämpfen gegen ultrakonservative und gewaltbereite Muslime. Auch wir vertreten die Ansicht, dass sich der Islam weiterentwickeln (reformieren) muss. Auch wir kritisieren, dass viele Muslime nicht wie verantwortliche Bürger handeln. Auch wir kritisieren das Geschwätz derer, die Multikulti für gescheitert erklären. Auch wir kritisieren die Unterdrückung und Missachtung – nicht nur – muslimischer Frauen durch ihre Männer. Islamkritik ist nicht gleichzusetzen mit einer Ablehnung des Islam. Wir glauben, dass man ultrakonservativen und gewaltbereiten Muslimen in Deutschland nur mit klaren Ansagen und harter Hand beikommen kann. Das ist unsere Linie, weil der bisherige „Kuschelkurs“ aller Regierungsparteien zu wenig gebracht hat. Und darunter leiden auch die anständigen, perfekt integrierten Muslime in unserem Land.

(E.M./B.S./G.H.N.)

6 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Luther // Dez 6, 2010 at 18:34

    Basisnähe (Kiez) ist für die erfolgreiche Arbeit eines Politikers viel wichtiger als Oxford. Sie haben es ja schon selber rausbekommen. Was schreibe ich hier eigentlich? :-)

  • 2 Kaffeesatz // Dez 6, 2010 at 19:07

    Alles schön auf den Punkt gebracht, die OPD. Wie immer!

  • 3 Elfe // Dez 6, 2010 at 20:28

    Der OPD macht ja selbst ein Islamwissenschaftler nichts mehr vor. Was der Knabe in Sachen Frauenrechte („Das müssen die Frauen selber leisten“) abgeliefert hat, spottet jeder Beschreibung.

  • 4 Oshri // Dez 6, 2010 at 21:19

    Kluge Fragestellung von Jörg Lau, wobei mich noch brennend interessiert hätte, wie Tariq Ramadan gegen ultrakonservative und gewaltbereite Muslime kämpft?

  • 5 Mikkel // Dez 6, 2010 at 22:52

    So eine Art „Islampapst“, wie die OPD fordert, wäre wirklich notwendig. Fühlt sich ja kaum einer zuständig, wenn die Islamisten wieder einmal einen Selbstmordanschlag verübt haben. Wo bleibt da die Empörung der anständigen Muslime? Wo bleibt die scharfe Verurteilung solcher Taten? Wo bleibt die Ansage, dass solche Verbrechen nur von Kriminellen begangen werden, die mit dem Islam NICHTS zu tun haben?

  • 6 Leonardo // Dez 7, 2010 at 06:16

    Alle Religionen sind fauler Zauber! Erfindungen identitätssuchender Menschen. Weiterentwicklungen machthungriger Despoten.